marc mer
s a t z u m s a t z | a p h o r i s m e n
über raum und leib und wirkliches sonst
vermischte aufzeichnungen
programmatische notizen
abstrakt . bild illusion
es gibt kein abstraktes bild. kein maler kann ein abstraktes bild malen. und kein betrachter kann ein abstraktes bild betrachten. es ist das eigentümliche des abstrakten, dass es fortgezogen ist. das abstrakte bild ist das bild, das nicht da ist. und in allen bildern, die da sind, gibt es eines nicht zu sehen: abstraktes. abstraktes ist nicht im bild. in keinem. das abstrakte ist das aus jedem bild fortgezogene. | 11.11.2007
abstraktes ist nicht im bilde. doch kann man über das abstrakte im bilde sein. | 26.11.2007
das bild ist immer illusionistisch. andernfalls ist es ein ding. | 26.11.2007
all . aal
das all lallt. der aal lallt nicht. der aal laalt. | 05.02.2015
anfang . ende
jeder anfang hat nur eines im sinn: zu seinem ende zu kommen. insofern ist jeder anfang seinem ende immer ganz nah. | 11.07.2014
architektur . bewegung
architektur ist bewegung. architektur ist raum in bewegung. architektur ist in bewegung versetzter raum. | 16.03.2011
architektur bewegt sich, indem wir uns durch sie bewegen. | 1994
aus marc mer: ort ort “ort” (ort) ( ) – paralogische belichtungen zur translokation in derselbe u.a. (hg.): TRANSLOKATION. der ver-rückte ort. kunst zwischen architektur, wien 1994
architektur . bewegung begegnung
architektur baut bewegung. architektur baut begegnung. | 12.03.2016
architektur . bild
die architektur ist kein bild. die architekten sind keine bildermacher. wer bilder machen möchte, soll maler werden. | 05.12.2014
architektur . ebene gewebe
die architektur ist ein ebenengewebe. | 23.02.2016
architektur . erde himmel
mit der erde ist die architektur verheiratet, geliebte der architektur aber ist der himmel. | 20.05.2010
architektur . eros
dem haus unter den rock schauen. | 29.11.2005
architekturale voyeurismen und exhibitionismen. gebauter raum ist voll davon. einer der leiber, einer für leiber ist gebauter raum. für nichts anderes als für die spiele der sinnlichkeit des leibes wird raum gebaut. | 02.12.2005
architektur . gefäß
architektur ist gefäßbau. | 12.08.1997
architektur . haus
looking like a house is not a quality of architecture. wie ein haus auszusehen, ist keine qualität von architektur. | 28.08.2008
architektur . kommunikation
architektur ist kommunikation. architektur ist kommunikation von raum mit raum. kommunikation von raum mit raum ist kommunikation von leib mit leib. | 12.09.2010
architektur . raum ausschnitt
was architektur betreibt: das herausschneiden von raum: das herausschneiden von raum aus raum. was architektur produziert: raumausschnitte: raumausraumausschnitte. | 30.03.2010
architektur . raum performance
ARCHITECTURE = ART PERFORMING SPACE | 14.09.2009
architektur . schachtel
nicht die hütte, die schachtel ist der prototyp aller architektur. | 1994
aus marc mer: beherbergung des unfalls – unwahre architektur in claus mewes, ludwig seyfarth [hg.]: architektur der ideen. gedankengebäude in der kunst katalogbuch zur ausstellung im kunsthaus hamburg 19.04. - 23.05.1994, hamburg/wien 1994
architektur . viele
weil wir so viele sind, sieht architektur so aus, wie sie aussieht. | 16.09.2009
architektur . wahrheit haus leib . verwahrung verwahrheitung
häuser verwahren leiber. häuser bewahren leiber für andere leiber auf. häuser bewahren leiber vor anderen anderen leibern. die leiber selbst verwahren in den häusern sich. dagegen, dass welche, die draußen sind, zu ihnen herein drängen, verwahren sich die, welche drinnen sind. verwahren daselbst sich ebendafür, wogegen sie sich verwahren, gleichwohl aber auch. warum sonst schließt die tür nicht ganz? warum sonst schließt sie nie für immer?
verwahren ist verwahrheiten. als verwahren für und vor ist es das ganz insgesamt. das ist verwahren eigentlich. was architektur verwahrt, das verwahrheitet sie. allein deswegen, weil sie verwahrt, verwahrheitet sie. auf verwahrheitung läuft verwahrung hinaus. oder besser: genau darauf läuft sie hinein. denn, was architektur verwahrt, das verwahrheitet sie drinnen. nach draußen freilich tut sie dasselbe kund.
die wahrheit des leibes findet sich im haus. eines leibes wahrheit findet sich in jedem. obschon keine an einem leib allein sich findet. nicht in einem. zum wahren leib wird einer erst als doppelter. nichts indes fällt einem leib leichter, denn zu zweit zu sein. es geschieht einem leib fast wie von selbst. sei es, dass sich ein weiterer von anfang an schon bei ihm findet, wie zumeist. sei es derart aber nicht oder nicht mehr, dann sei es vielleicht auch einfach nur des hauses tür, die einer offen lässt. einen weiteren leib findet ihm das bald. schneller noch als bald. bleibt dennoch wo einer einzeln, bei ganz geschlossenem hause etwa, so verwahrt der sich gegen die verwahrheitung seinerselbst da. der ist ein leib, nur einer, willentlich.
häuser aber, darin leiber gegen ihre verwahrheitung sich verwahren lassen, sind keine wahren häuser. wahre häuser haben löcher. wahre häuser verwahren leiber, um sie zu verbreiten. | 05.12.2003
aus marc mer: raumes unheimlichkeit. bei entheimlichtem leibe woanders [architektur von haus aus als form des monströsen] – ein zynisches portrait nicht ganz wider willen vortrag im von der heydt-museum wuppertal, 8.internationales symposion der architekturtheorie “andere räume: von foucaults espaces autres zu (un)heimlichen manipulationen und emanzipationen von körpern im raum”, veranstaltet vom institut für architekturgeschichte und architekturtheorie, dem institut für umweltgestaltung und der fakultät adk (architektur design kunst) der bergischen universität wuppertal, 05.12.2003
zudem veröffentlicht in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
ars . arsch barsch kunst . schweizerin berge . belgier
arsch: ars mit ch. | 22.08.2007
die kunst ist schweizerin. | 24.04.2010
arsch ist ars mit ch. ars ist arsch ohne ch. ist ars mit ch, ist die kunst schweizerin. ist arsch ohne ch, ist die kunst keine schweizerin. | 24.04.2010
arsch [ars mit ch] ars [arsch ohne ch] kunst, die schweizerin ist oder, wenn sie nicht schweizerin ist, es mit einem schweizer treibt. kunst, die keine schweizerin ist und es auch mit keinem schweizer treibt. | 27.11.2010
ars oder arsch [ars mit ch oder arsch ohne ch] ob die kunst schweizerin ist oder nicht, macht einen unterschied. ob die kunst, wenn sie keine schweizerin ist, es auch mit keinem schweizer treibt oder doch, ebenfalls und zwar ganz den gleichen fast. | 03.12.2010
barsch [b vor ars mit ch] kunst, die schweizerin ist und allen ihre berge zeigt. kunst, die es mit einem schweizer treibt und ihm währenddessen zeigt, dass sie, obschon keine schweizerin, trotzdem berge vorzuweisen hat. | 04.12.2010
ars mit ch macht arsch. arsch ohne ch macht ars. b vor ars mit ch macht barsch. mal ist die kunst schweizerin, mal nicht. mal treibt es die kunst, die schweizerin ist, mit einem schweizer, mal nicht. mal teibt es die kunst, die keine schweizerin ist, mit keinem schweizer, mal nicht. mal zeigt die kunst, die schweizerin ist, ihre berge, mal nicht. mal zeigt die kunst, die schweizerin ist und es mal nicht mit einem schweizer treibt, ihre berge, mal nicht. mal zeigt die kunst, die schweizerin ist und es mal nicht mit einem schweizer treibt, einem schweizer ihre berge, mal nicht. mal zeigt die kunst, die keine schweizerin ist, ihre berge, mal nicht. mal zeigt die kunst, die keine schweizerin ist und es mal nicht mit keinem schweizer treibt, ihre berge, mal nicht. mal zeigt die kunst, die keine schweizerin ist und es mal nicht mit keinem schweizer treibt, keinem schweizer ihre berge, mal nicht. | 04.12.2010
ars die kunst ist keine schweizerin. arsch die kunst ist schweizerin. barsch die kunst ist schweizerin und zeigt ihre berge. die kunst ist schweizerin und treibt es mit einem belgier. die kunst ist schweizerin und zeigt einem belgier ihre berge. bars die kunst ist keine schweizerin und zeigt doch ihre berge. die kunst ist keine schweizerin und treibt es doch mit einem belgier. die kunst ist keine schweizerin und zeigt doch einem belgier ihre berge. | 05.12.2010
aus marc mer: ars und arsch und barsch und ... wenn die kunst schweizerin ist oder die berge und der belgier. buchstabenspiele, wortverrücktheiten, sinnirrlichter [manuskript | voraussichtliche veröffentlichung mitte 2011]
aufstand
das aufstehen macht einen aufstand. | 08.03.2012
ausbruch . einbruch
jeder ausbruch ist immer auch ein einbruch. der ausbruch aus dem gefängnis ist ein einbruch in die gesellschaft. | 21.10.2009
automat . haus heimsuchung
der automat ist ein haus, die automation eine heimsuchung! | 1997
aus marc mer: (kunst(museum(stadt))). versuche und versuchungen für eine dialogische architektur zwischen behälter und verhältnis, wien 1997
automat ist haus. automatisierung ist heimsuchung. automatiserung sucht gar haus mit haus heim. | 2000
aus marc mer: von werden und gewordensein [kritik einer kunst, die aufs kunstwerk kommt] in eine architektur für ein museum für werdende kunst, kassel/wien 2000
autor . auto
autor ist einer, der ein auto hat. | 18.07.2007
B . zwei berge
das B von einem Berg ist zwei Berge schon. | 30.09.2013
das B von einem Berg ist zwei Berge schön. | 25.02.2015
bau . wesen
bauwesen. was west denn im bau? oder ist besser zu fragen: was west im bauen? oder bleibt nur noch zu fragen: welches wesen ist im bauen gewesen? | 12.03.2005
betrachten machen . dinge
betrachten ist kein machen. aber auch das betrachten macht was. zwar ist das betrachten kein machen von dingen, doch macht es was mit den dingen. und indem es was mit den dingen macht, ist es gewissermaßen ein machen von dingen dennoch auch. insofern nämlich, als es die dinge zu anderen macht. mithin ist, betrachten sei kein machen, wie auch, betrachten sei kein machen von dingen, nichts weiter als eine behauptung - und eine falsche noch dazu. betrachten ist ein machen. betrachten ist sogar ein machen von dingen. | 13.02.2012
das betrachten macht die dinge. erst das betrachten macht die dinge zu denen, als welche sie erscheinen. | 13.02.2012
beziehung . hinziehen herziehen
in der beziehung ist das ziehen. beziehung ist ein hinundherziehen. | 18.02.2012
bild boden . sinken
während das bild immer trügt, trägt der boden keineswegs immer. manchmal trügt er auch. dann bringt er die beine zum sinken. im bild gibt es kein sinken. dafür fehlt ihm die tiefe. | 07.02.2012
bild . ding dünn
bilder sind zwar auch dinge. doch sind sie ungeheuer dünne. | 26.01.2012
bild . einbilden ausbilden
statt sich zu viel einzubilden, wäre es sinnvoll, sich so viel wie nur irgend möglich auszubilden. | 02.05.2012
statt sich zu viel einzubilden, wie die meisten es tun, wäre es sinnvoll, sich so viel wie nur irgend möglich auszubilden, wie die wenigsten es tun. | 02.05.2012
bild . fenster betrachter
wenn fenster wie auf die wand gehängte bilder sind. in die man hinein schauen kann. aus denen man auch heraus schauen kann. | 08.02.2008
von draußen auf seine wände gehängt, sind die fenster eines hauses bilder. die oberflächen der bilder sind durchsichtig. die wandstücke hinter den bildern fehlen. die betrachter der bilder stehen auf der straße. und die im haus hinter den fenstern stehen, stehen in den bildern. | 08.02.2008
bilder haben betrachter. bilder, die fenster sind, haben betrachter zu beiden seiten. betrachter, die in die bilder schauen. betrachter, die aus den bildern schauen. den betrachtern, die in die bilder schauen, stehen die betrachter, die aus den bildern schauen, in den bildern. und umgekehrt. | 22.02.2008
was bilder, die fenster sind, ihren betrachtern zeigen, das ist der raum dahinter. bilder, die fenster sind, machen den raum dahinter zum bild. vom raum der straße her betrachtet, ist der raum im haus bild. vom raum im haus her betrachtet, ist der raum der straße bild. | 22.02.2008
[in betrachtung von kolumba, kunstmuseum des erzbistums köln | architekt: peter zumthor]
bild . raum malerei . fotografie
die maler mühen sich, den raum ins bild zu holen. die fotografen schaffen es mühelos, den raum nicht im bild zu haben. | 24.02.2012
boden beine . bewegung
boden, der sich nicht bewegt, den bewegen beine. | 07.02.2012
boden beine . liebhaber
boden, der sei ein liebhaber der beine. boden, der sei ein liebhaber der beine, die er über ihm sich öffnen mache. | 07.02.2012
boden welt . sockel
und weil die welt ist, was auf dem boden der welt ist, steht der sockel, auf dem die welt steht, sogar mit auf diesem – also auf sich selbst. | 06.02.2012
[in referenz zu piero manzonis “socle du monde”, 1961]
boden . wolke
vom boden, von der wolke, vom boden mit der wolke. von der bewegung, von der wolke, von bewegungswolken. wo architektur von nichts anderem als von sich spricht. | 01.10.2009
wie aufzeichnung von bewegung eine wolke macht - eine bewegungswolke. wie sogar die flache aufzeichnung von bewegung auf dem boden schon eine wirkliche wolke über dem boden macht – als programm ihrer plastisch-performativen (re)generierung. | 01.10.2009
da . dada
da sind das da des a und das da des d. das da des a ist ein eines, das da des d ein anderes. das da des da ist ein doppeltes. | 28.12.2014
das gleiche . das selbe
das gleiche, da es nicht das selbe ist, ist ein anderes. das selbe ist ein und das selbe. das selbe ist eins. das gleiche ist eins zu eins. eines zu einem. ein anderes eines zu dem einen einen. das gleiche ist zwei. | 01.05.2007
dinge raum . kinder
die dinge sind kinder des raumes. | 30.01.2012
dinge raum . mehrzahl einzahl
es gibt die dinge. und es gibt das gegenteil. es gibt das nichtding. das gibt es nicht in der mehrzahl. das gibt es nur in der einzahl. es gibt den raum. | 09.03.2012
echt falsch . warhol
man stelle sich vor, wie merkwürdig es wäre, sich vor den von andy warhol so hemmungslos vervielfältigten lippen marilyn monroes im verlangen nach ihren echten zu verzehren! | 1994
aus marc mer: ort ort “ort” (ort) ( ) – paralogische belichtungen zur translokation in derselbe u.a. (hg.): TRANSLOKATION. der ver-rückte ort. kunst zwischen architektur, wien 1994
eins . einsundeins
selbst bei eins und eins ist die eine eins der anderen eins nicht gleich. | 28.04.2007
eins . zwei elf
ob eine eins, die eine nicht bleibt, eine eins noch ist? ob eine eins, die eine nicht bleibt, eine zwei ist oder eine elf? | 25.03.2012
erscheinen . verscheinen
was erscheint, das verscheint auch wieder. | 22.10.2016
essentiell . existentiell
essentiell bedeutet viel, existentiell noch viel mehr: alles. | 07.06.2017
fotografie . moment monument
fotografie ist das medium, welches aus einem moment ein monument macht. | 01.02.2012
frauen füße . spitz
frauen, die spitzen ihre füße. frauen, die haben die spitzesten füße. frauen, die haben die spitzesten standpunkte von allen. | 07.02.2012
freiheit . von möglich unmöglich . natur
freiheit ist freiheit von. das wovon steht in frage. möglich ist freiheit von allem möglichen. freiheit von der natur freilich nicht. | 21.12.2014
wenn freiheit von allem möglichen möglich ist, von der natur aber nicht, so ist freiheit ganz und gar unmöglich. denn nichts anderes als natur wirkt in uns und um uns. | 22.10.2016
gedanke . körper
was ist der gedanke, wenn er nicht in einem körper, von einem körper aus, gedacht wird? ist ein gedanke anders überhaupt ein gedanke? | 27.02.2015
gegenstand . bewusstsein
wem eigentlich stehen die gegenstände entgegen? dem bewusstsein? tatsächlich dem bewusstsein? oder steht etwa vielmehr das bewusstsein der vereinigung mit den gegenständen entgegen? | 1999
aus marc mer: das geheime liebesleben des dali ernst musil wittgenstein, wien 2002
gehen . stadt
immer muss man um etwas herumgehen: um häuser. | 12.05.2010
gehen . stock
gehstock. verlängerung eines arms zum bein. zum dritten bein. dreibein damit. | 21.05.2007
gehen . wald bäume
gegen den wald lässt sich nicht gehen, aber in den wald. gegen die bäume lässt sich gehen, aber nicht in die bäume. | 10.07.2013
hand . handhabung
man muss viel handgreiflicher denken. das ist irgendwie abhanden gekommen. | 23.06.2007
haus . betrachtungsweise
haus ist gebaute betrachtungsweise. haus ist gebaute betrachtungsweise, die fest steht. | 2000
aus marc mer: von werden und gewordensein [kritik einer kunst, die aufs kunstwerk kommt] in eine architektur für das museum für werdende kunst, kassel/wien 2000
auch in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
haus museum . betrachtungsweise
haus spitzt sich im museum zu. haus ist gebaute betrachtungsweise, die als museum fester als fest steht. | 2000
aus marc mer: von werden und gewordensein [kritik einer kunst, die aufs kunstwerk kommt] in eine architektur für das museum für werdende kunst, kassel/wien 2000
auch in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
haus . falle
haus fällt über haus her. das haus ist eine falle. dem haus ist das haus eine falle. wie aber ködert haus haus? | 19.12.2006
haus . falle einbrecher
das haus ist eine falle. es ist die dem einbrecher willkommene falle. es ist die falle, welche den einbrecher willkommen heißt. es ist die falle, in die ihm der leib des anderen geht, der da freilich bereits ist. denn in die falle haus braucht dem einbrecher der leib des anderen gar nicht erst zu gehen. in der falle haus hält der sich schon auf. was überdies zugleich zweierlei meint. der leib des anderen ist im haus schon da. und öffnet sich dem einbrecher da auch schon. ihm, der nur hinzukommt. aufenthalt des leibes und aufhalten des leibes ist eins im haus. | 05.12.2003
aus marc mer: raumes unheimlichkeit. bei entheimlichtem leibe woanders [architektur von haus aus als form des monströsen] – ein zynisches portrait nicht ganz wider willen vortrag im von der heydt-museum wuppertal, 8.internationales symposion der architekturtheorie “andere räume: von foucaults espaces autres zu (un)heimlichen manipulationen und emanzipationen von körpern im raum”, veranstaltet vom institut für architekturgeschichte und architekturtheorie, dem institut für umweltgestaltung und der fakultät adk (architektur design kunst) der bergischen universität wuppertal, 05.12.2003
zudem veröffentlicht in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
haus . hure
das haus ist eine hure. es lässt jeden ein. | 25.12.2008
haus . raum
das haus ist dumm. das haus weiß nichts vom raum. was raum ist, weiß haus nicht. | 08.09.2010
haus . unheimlichkeit zuhause
es ist das haus, welches den raum unheimlich macht. das unheimliche ist häuslich. es sitzt viel zuhause. und wenn es auch ausgeht, was es sogar oft tut, nach hause kehrt es doch immer zurück. | 05.12.2003
aus marc mer: raumes unheimlichkeit. bei entheimlichtem leibe woanders [architektur von haus aus als form des monströsen] – ein zynisches porträt nicht ganz wider willen vortrag im von der heydt-museum wuppertal, 8.internationales symposion der architekturtheorie “andere räume: von foucaults espaces autres zu (un)heimlichen manipulationen und emanzipationen von körpern im raum”, veranstaltet vom institut für architekturgeschichte und architekturtheorie, dem institut für umweltgestaltung und der fakultät adk (architektur design kunst) der bergischen universität wuppertal, 05.12.2003
zudem veröffentlicht in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
haus welt . hinterzimmer vorzimmer
der austausch zwischen der welt und dem haus erfolgt über kontrollierte öffnungen. die tür wird zur sollbruchstelle zwischen dem eigenen und dem fremden ort. durch sie wird einerseits die welt und andererseits die kammer betreten. im betreten und verlassen verleiht sie der architektur für einen moment eine doppelte identität, die sich als synaptisches umspringen vom körper ins gefäß, von der welt ins haus und umgekehrt zeigt. sie versteht es meisterhaft, den privaten hohlraum des gehäuses einmal als hinterzimmer der welt vorzuführen, um ein anderes mal die welt zum vorzimmer des gehäuses zu erklären. | 1994
aus marc mer: ort ort “ort” (ort) ( ) – paralogische belichtungen zur translokation in derselbe u.a. (hg.): TRANSLOKATION. der ver-rückte ort. kunst zwischen architektur, wien 1994
herausschneiden . dunkel licht
aus dem ganzen dunkel schneidet der lichtstrahl ein stück dunkel heraus, schneidet damit zugleich ein stück helle in das noch verbliebene dunkel hinein. belichtung ist ihrer form nach herausschneiden und hineinschneiden in einem. | 18.10.2001
aus marc mer: light/nightfall | site/housebreaking [lichtschein und raumbruch] vortrag am bauhaus dessau, symposion “bauhaus: meisterhäuser im licht”, veranstaltet von der philips aeg licht, der stadt dessau und der stiftung bauhaus dessau, 18.10.2001
zudem veröffentlicht in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
herausschneiden . moment monument
das herausgeschnittene ist in jedem fall das angehaltene. ihm eignet der charakter des monumentalen, denn im herausschneiden wird das momentane zum monument erhoben. | 1994
aus marc mer: ort ort “ort” (ort) ( ) – paralogische belichtungen zur translokation in derselbe u.a. (hg.): TRANSLOKATION. der ver-rückte ort. kunst zwischen architektur, wien 1994
herausschneiden . raum haus
herausgeschnittenes stück raum ist haus. | 2000
aus marc mer: von werden und gewordensein in eine architektur für das museum für werdende kunst, kassel/wien 2000
auch in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
herausschneiden . raum heimlichkeit
befestigter raum ist herausgeschnittener raum. sein herausgeschnittensein ist es, welches ihn heimlich macht. im verschwinden aus seinem umraum wird raum heimlich. was raum umgibt, entnimmt diesen zugleich auch dem, was ihn darüber hinaus umgibt. da drinnen wird er so zu einem da draußen. | 05.12.2003
aus marc mer: raumes unheimlichkeit. bei entheimlichtem leibe woanders [architektur von haus aus als form des monströsen] – ein zynisches porträt nicht ganz wider willen vortrag im von der heydt-museum wuppertal, 8.internationales symposion der architekturtheorie “andere räume: von foucaults espaces autres zu (un)heimlichen manipulationen und emanzipationen von körpern im raum”, veranstaltet vom institut für architekturgeschichte und architekturtheorie, dem institut für umweltgestaltung und der fakultät adk (architektur design kunst) der bergischen universität wuppertal, 05.12.2003
zudem veröffentlicht in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
himmel boden . abgrund
abgrund, der wohl weniger unter einem als viel mehr über einem ist. das bodenlose ist nicht unter uns. das bodenlose ist über uns. der größte aller abgründe eröffnet sich himmelwärts. | 28.07.2012
himmel boden . ende
himmel ist anders als boden. himmel ist ein illusionärer boden. himmel ist kein ende. boden ist eines. himmel, der ist nur ein eingebildeter. himmel, der ist auch nur ein eingebildetes ende. boden, der ist ein ende unten. himmel, der ist kein ende oben. | 23.03.2012
hure . ruhe
mit einer HURE möchte ich zusammensein – auf ewig: ihr name sei RUHE. | 01.04.2016
i . punkt strich . bin ich
i bin ich. bin punkt. bin strich. der punkt, der auf den strich geht, bin ich. der strich, der auf den punkt kommt, bin ich. i bin ich. | 25.09.2016
ich beine . fenster flügel
ein ich, das hat beine. ein fenster, das hat flügel. ein ich, das seine beine öffnet, ist eines, das geht. ein fenster, das seine flügel öffnet, ist eines, das fliegt. | 05.02.2012
intensität intimität . kannibalismus
die höchste form von intensität, der inbegriff des intimen ist der kannibalismus. im leidenschaftlichsten moment der liebe zwischen zweien will sich der eine den andern einverleiben. “ich habe dich zum fressen gern”, heißt es. | 31.05.2007
ismus
ismus ist muss. | 01.12.2010
kleid . frau form . öffnung ordnung
das kleid der frau zu öffnen, hat form. das kleid der frau zu öffnen, kennt eine ordnung des tuns. das kleid der frau kommt seinem zerrissenwerden durch den reißverschluss zuvor. | 2000
aus marc mer: von werden und gewordensein [kritik einer kunst, die aufs kunstwerk kommt] in eine architektur für das museum für werdende kunst, kassel/wien 2000
auch in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
kleid . haus
das kleid ist haus, das die frau am leib trägt, wenn sie außer haus geht. | 2000
aus marc mer: von werden und gewordensein [kritik einer kunst, die aufs kunstwerk kommt] in: eine architektur für das museum für werdende kunst, kassel/wien 2000
auch in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
kleid . sinn
der sinn des kleides ist es, das nackte fleisch der frau zu beherbergen. der sinn des nackten fleisches der frau ist es, dem kleid sich entbergen zu lassen. | 2000
aus marc mer: von werden und gewordensein [kritik einer kunst, die aufs kunstwerk kommt] in eine architektur für das museum für werdende kunst, kassel/wien 2000
auch in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
kontextualität . modern unmodern
kontextualität ist nicht modern oder unmodern. kontextualität ist eine tatsache, und zwar eine permanente. | 20.05.2012
kultur . natur
die kultur ist ein programm der natur. | 27.09.2016
auch die kultur steigt aus der natur. auch die kultur ist nur eines der vielen programme der natur. | 27.09.2016
kunst . wirklichkeit
kunst klärt wirklichkeit. kunst verklärt wirklichkeit nicht. kunst erklärt wirklichkeit nicht. | 06.03.2008
kunst arbeitet mit wirklichkeit. kunst ist arbeit an der wirklichkeit. mittels wirklichkeit arbeitet kunst an wirklichkeit. | 11.03.2008
loch . haus raum
das haus ist ein loch im raum. | 08.12.2007
lokomotiv . lokomotive
das lokomotiv ist eine lokomotive. was den ort prägt, bewegt ihn auch. das motiv des ortes ist auch sein beweger. das lokomotiv ist kein statiker. das lokomotiv ist ein dynamiker. das lokomotiv ist eine lokomotive. | 19.03.2002
luft . ding
auch die luft ist ein ding. doch ist sie eines, das nicht ist, wie sonst ein ding ist. | 03.04.2012
mauer . möbel immobilie
mit der mauer fängt die immobilie an. die mauer ist kein möbel. | 02.12.2009
wenn die mauer zum möbel wird, ist es um die immobilie geschehen. | 09.12.2009
mensch . unmenschlich
es ist für einen menschen nicht möglich, unmenschlich zu sein. | 06.07.2015
moment monument . nu
es hüte der moment sich vor dem monument. | 16.04.2015
im nu wechselt der moment ins monument. | 16.04.2015
in dem, der es im namen nicht hat, ist nu. in dem, der es im namen hat, ist nu nicht. in dem, der es im namen nicht hat, ist nu nu. in dem, der es im namen hat, ist nu nu nicht mehr. | 16.10.2016
im moment erscheint nu, um sogleich wieder zu verschwinden. im monument erscheint nu, um niemals mehr zu verschwinden. im moment bleibt nu, weil es mit ihm nicht bleibt. im monument bleibt nu nicht, weil es mit ihm bleibt. nu bleibt nu, wo und wenn es nicht bleibt. nu bleibt nu nicht, wo und wenn es bleibt. im moment bleibt nu. im monument verschwindet nu. im moment bleibt nu, weil es verschwindet. im monument verschwindet nu, weil es bleibt. | 22.10.2016
es hüte das nu vor dem bleiben sich. vor dem bleiben im moment aber nicht. vor dem bleiben im verschwinden nicht. es hüte das nu doch vor dem verschwinden sich. vor dem verschwinden im monument. vor dem verschwinden im bleiben. | 22.10.2016
motional . emotional
gegenstand, der sich im raum bewegt, ist motional. ich, das gegenstand ist, der sich im raum bewegt, ist emotional. | 08.03.2012
nacht . gegenstand
es gibt nicht nur eine nacht um die gegenstände. es gibt auch eine nacht in den gegenständen. | 01.04.2008
es gibt eine nacht im schrank. es gibt eine nacht im haus. es gibt eine nacht in der schublade. in der dose. in der tube. in der tasche. in der tüte. es gibt eine nacht im kleid. | 01.04.2008
nacht gibt es nur im raum. in der masse gibt es keine nacht. | 26.11.2010
nacktheit . erotik kleid
nicht in der nackten nacktheit, sondern in der gekleideten (verkleideten!) manifestiert sich die erotische originalität des leibes. | 16.07.1997
die nackte nacktheit ist banal. die nackte nacktheit ist nicht erotisch. | 16.07.1997
nacktheit . uniform
auch die nacktheit ist eine uniform. gerade die nacktheit ist eine uniform. es gibt nicht nur die uniform, die man an hat, die man sich übergezogen hat. die nacktheit ist die uniform, die man immer an hat. die man auch an hat, wenn man sonst nichts an hat. | 08.01.2008
das nackte ist das uniforme. | 08.01.2008
die uniform ist ein gleichmacher. von allen gleichmachern ist die nacktheit der wirksamste. nacktheit ist die gleichmachendste aller uniformen. | 20.02.2008
O
O – TO BE O OR NOT TO BE O: THAT IS THE ARCHITECTURE! O – O SEIN ODER NICHT O SEIN: DAS IST DIE ARCHITEKTUR! | 23.02.2016
öffentlicher raum
der öffentliche raum ist ein unöffentlicher gegenstand. | 1995
aus marc mer: !merry go(es) round – architecture stand(s) by! in film+arc.graz 2, katalog zur 2.internationalen biennale für film und architektur, graz 1995
auch marc mer: !merry go(es) round – architecture stand(s) by!, wien 2002
philosophie des raumes . philosophie des gegenstands
eine philosophie des raumes ist immer auch eine philosophie des gegenstands. oder anders: eine philosophie des raumes ist ohne eine philosophie des gegenstands gar nicht denkbar. | 14.01.2012
platz . platzen
das platzen des platzes. ein ganzer platz platzt. zerplatzt. geht in die luft. was in die luft geht, hebt nicht ab. was in die luft geht, verflüchtigt sich. auf einmal. mit einem knall. platz platzt. | 20.01.2006
pragmatismus . pragmatiker
der pragmatist kommt aus prag. | 10.12.2007
punkt . linie
linien sind tote punkte. | 1992
aus marc mer: ferne der welt – kommunikation der punkte in derselbe: ferne der welt. der multiplizierte blick. raum-zeit-installationen, wien 1992
quadrat . kreis
das quadrat ist ein kreis, der sich schwer bewegen lässt. | 10.06.2014
das quadrat ist plump. der kreis ist rund. | 10.06.2014
raum ding . loch
alles, was nicht raum ist, ist ein loch im raum. das ding ist ein loch im raum. | 18.10.2014
raum dinge . beziehung
in welch inniger beziehung auch immer raum zu einem ding stehen mag, jedes mal steht er zugleich zumindest zu einem zweiten in noch einer. während ein ding durchaus auch nur zu einem anderen in beziehung stehen kann, ist dem raum solches unmöglich. und das ist eigentümlicherweise der dinge wegen so. denn ding ist mit ding. weswegen raum immer mit ding und ding ist. wenigstens. | 25.03.2012
raum dinge . spielzeug
der raum ist das spielzeug der dinge. | 22.10.2016
wenn die dinge mit den dingen spielen, so spielen sie mit dem raum. dieses eigentliche spielzeug der dinge ist selbst kein ding. dieses eigentliche spielzeug des zeugs ist selbst kein zeug. | 22.010.2016
der raum ist das spielzeug der dinge, das selbst gar kein zeug ist. der raum ist das alles entscheidende spielzeug der dinge, gerade weil es selbst zeug so ganz und gar nicht ist. | 22.10.2016
raum . frau
raum, den habe ich in mir, sagt die frau. aus dem raum, den ich in mir habe, schicke ich frauen, schicke ich männer in den raum, den ich um mich habe. alle frauen. alle männer. alle, die es gab. alle, die es gibt. alle, die es geben wird. | 30.01.2012
raum kleid . architektur
architekturen – kleider des raumes. architekturen sind die kleider des raumes. | 30.06.2010
raum körper . spazieren gehen
mein körper geht mit meinem raum spazieren. | 11.10.2016
raum körper . sprechen
wer über raum spricht, kann über körper nicht nicht sprechen. | 15.09.2015
raum . rhythmus
raum ist rhythmus. raum rhythmisiert sich aber nicht selbst. raum wird rhythmisiert. durch uns. durch den leib, der ihn durchstreift. | 21.12.2010
raum . schlaf bett
der raum des schlafes ist nicht der raum des betts. | 19.04.2016
raum . verschwinden
das verschwinden ist eine dimension des raumes. in der form, dass etwas im raum verschwindet. aber auch in der, dass raum im etwas verschwindet und raum im raum. | 14.04.2008
regal . warenhaus passage
das warenhaus ist ein regal. die passage ist ein regal. durch die passage unterwegs sein heißt im regal gehen. regal zu beiden seiten haben. | 02.05.2007
rudel . haus stadt
ein rudel häuser, das ist die stadt. | 2009
aus marc mer: hund und schnur nur oder das architektonische i, münster 2009
sache . sachlich
nur sachen können sachlich bleiben. | 25.09.2016
schachtel . haus straße stadt
haus und straße gleichen sich. das system der schachtel erfasst die ganze stadt, macht die gesamtheit des außenraums zu einem ungeheuren innenraum, aus dem sich nirgendwo mehr herausschauen, da sich in ihn überall hieneinschauen läßt. das haus steht in der stadt, die stadt umsteht die häuser. | 1997
in der schachtel, die nichts irgendwohin entlässt, weil auch noch vor der schachtel und zwischen den schachteln in der schachtel ist, hört der blick nicht auf, rundum zu gehen. vor der schachtel liegt kein fremder abgrund, sondern die erweiterung ihrerselbst. | 1997
aus marc mer: kunst im haus, haus in der stadt. blickbdingungen und augenscheinlichkeiten in jetzt oder nie, band 3 der schriftenreihe der kunsthalle wien, klagenfurt/wien 1997
auch in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
schrank . kleid
auch der schrank ist ein kleid. der schrank ist das kleid der kleider. | 20.05.2009
kleiderschrank: kleiderkleid. | 20.05.2009
schrank . sarg
schrank steht. sarg liegt. schrank, der liegt, ist sarg. sarg, der steht, ist schrank. | 02.04.2009
senkrecht . sinken
im senkrechten das recht auf sinken. | 19.04.2008
sinn . erfindung
mit dem sinn ist es wie mit gott: es gibt keinen. beide sind nur erfindungen. mit dem sinn ist es wie mit gott: von sich aus gibt es keinen. als erfindungen aber gibt es beide. | 26.04.2012
sinnlosigkeit . sinn unsinn . illusion
die sinnlosigkeit ist der sinn – der einzige. alles andere ist unsinn. alles andere ist illusion. | 15.12.2014
sockel . standbild
auf dem sockel steht das standbild. auf dem sockel steht das standbild still. auf dem sockel im haus steht das standbild dann noch stiller. auf dem sockel im museum steht das standbild dann am stillsten. | 2000
aus marc mer: von werden und gewordensein [kritik einer kunst, die aufs kunstwerk kommt] in eine architektur für das museum für werdende kunst, kassel/wien 2000
auch in marc mer: zur architektur des raumes – eine philosophische szenerie. momente und motive raumbildender kunst, münster 2004
sockel . stöckelschuh
der sockel trägt nur das standbild, der stöckelschuh aber die ganze, sich bewegende frau. | 11.04.2001
sprache . rache sache
die sprache ist die rache an der sache. | 31.03.2015
strich . punkt
strich ist ein langer punkt. strich ist einer, der den punkt, aus dem er stammt, lang macht. strich ist zugleich aber auch einer, der punkt mit punkt macht. | 30.01.2012
täter . tater tut . tüte
ein täter ist einer, der eine tat täte. ein tater ist einer, der eine tat tat. | 07.02.2015
eine solche unterscheidung tut not. tüte sie nur not, wäre sie verzichtbar. | 14.03.2015
tanz . raum
tanz nimmt nicht raum ein wie ein ding. tanz zieht raum mit sich, spannt ihn von stelle zu stelle, von denen er jede nur berührt, um weiterzuspringen. | 1995
aus marc mer: !merry go(es) round – architecture stand(s) by! in film+arc.graz 2, katalog zur 2.internationalen biennale für film und architektur, graz 1995
auch marc mer: !merry go(es) round – architecture stand(s) by!, wien 2002
transparenz . demokratie diktatur
es ist – nach wie vor – ein weit verbreiteter irrtum zu meinen, transparenz habe etwas mit demokratie zu tun. verwandelt sich eine diktatur, die sich in ihrem ganzen ausmaß sichtbar macht, allein dadurch etwa in eine demokratie?
auch eine transparente architektur ist noch lange keine demokratische. doch gilt es überhaupt zu fragen, was demokratische architektur denn sei. was ist an architektur demokratisch? worin artikuliert sich das demokratische einer architektur?
das transparente ist so wenig demokratisch wie das nichttransparente diktatorisch. die permanenz aber, mit der von ihr behauptet wird, demokratisch zu sein, hat längst eine diktatur der transparenz etabliert. | 09.01.2008
trügerisch . trägerisch
wenn das trügerische zum trägerischen wird. | 15.12.2014
verzweigung . verzweiung
verzweigung ist verzweiung des einen, das dabei zwei wird und doch eins bleibt. | 13.07.2015
wand . leinwand landschaft
eine wand in der landschaft ist eine leinwand, auf die sich die landschaft malt. sie selbst malt sich darauf. so, wie kein maler sie malen könnte. | 28.06.2007
weg . länge
weg hat länge. weg ist aber nicht länge. weg kann sich gabeln, länge nicht. | 07.05.2008
weisheit . liebhaber
philosophen sind liebhaber der weisheit. dafür müssen sie selbst nicht weise sein. die weisheit, ihre geliebte, ist weise. von ihren liebhabern liebt sie die, welche nicht weise sind, am meisten gar. am allermeisten aber liebt sie die, welche weise sind, genau dann, wenn sie nicht weise sind. | 11.06.2017
welt . fallen falle
die welt ist alles, was das fallen ist. und: die welt ist alles, was die falle ist. | 23.06.1992
die welt ist, was zuhauf fällt. und: die welt ist auch, was daneben fällt. | 23.06.1992
während der eröffnung der ausstellung “zeittische | time-tables” von marc mer im palais wittgenstein in wien
in referenz zu ludwig wittgenstein: “die welt ist alles, was der fall ist.” erster grundsatz in dessen “tractatus logico philosophicus” (wien 1918)
wirklichkeit . bild
nie ist die wirklichkeit im bild. nie ist die wirklichkeit wie im bild. immer aber ist im bild auch eine wirklichkeit der wirklichkeit. | 14.07.2013
wirklichkeit . möglichkeit
möglichkeit entsteht immer aus wirklichkeit. möglichkeit nicht aus wirklichkeit entstehen zu lassen, ist überhaupt nicht möglich. | 21.09.2015
wünsch . wunsch
der wünsch ist ein immer noch bestehender, ein immer noch unerfüllter wunsch. der wunsch hingegen ist ein schon erfüllter, ein nicht mehr bestehender wünsch. | 14.03.2015
Y . I
Y ist verzweigung des I. | 05.02.2015
Y ist nicht zwei I. | 05.02.2015
zimmer . gegenstand raum
das zimmer ist ein gegenstand. dem raum steht es entgegen. mit dem raum in ihm steht es dem raum um es entgegen. | 15.06.2007
zwischenraum . sinn unsinn
aus dem zwischenraum stiftet sich dem handlungsraum sinn oder unsinn. | 1995
aus marc mer: !merry go(es) round – architecture stand(s) by! in film+arc.graz 2, katalog zur 2.internationalen biennale für film und architektur, graz 1995
auch marc mer: !merry go(es) round – architecture stand(s) by!, wien 2002
zuhause
zuhause ist, wo ein haus ist. zuhause ist, wo ein haus zu ist. im haus, das zu ist, ist zuhause. | 02.06.2007
zugrunde . welt vision . pragmatismus
wenn unsere welt zugrunde geht, dann wohl nicht an visionen, sondern am allseits so eifrig praktizierten pragmatismus. | 26.03.2010
zwei punkte . schon schön
zwei punkte machen einen gewaltigen unterschied. schon wird aus schon schön. | 25.02.2015
alle urheberrechte und verwertungsrechte beim autor
|