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marc mer

s k i z z e n   f ü r   e i n e   p r a k t i s c h e

P H I L O S O P H I E   D E S   R A U M E S

konzepte fragmente konzentrate

 

a r c h i t e k t u r             form des raumes

ein fundamentales spektrum

 

kunsttheorie | architekturtheorie | medientheorie

intermediale ästhetik der künste und des alltags

 

marc mer


[W]                                           [C]

d o u b l e y o u s e e
the architectural language of waiting and coming

some dialogical structure as plastic performance


„nicht die geliebte, die entfernt ist, sondern entfernung ist die geliebte.”1 „ich erwarte einen telephonanruf, und dieses warten ängstigt mich mehr als gewöhnlich. ich versuche irgendetwas zu tun, und es will mir gar nicht gelingen. ich gehe im zimmer auf und ab: alle gegenstände - deren vertrautheit mich sonst tröstet -, die grauen dächer, die geräusche der stadt, alles erscheint mir reglos, losgelöst, sternenfern wie ein einsamer himmelskörper, wie eine natur, die nie vom menschen bewohnt worden ist.”2 „ein fenster öffnet sich, aber die eigenschaft eines fensters, nämlich, etwas von draussen herein zu lassen, gilt nicht mehr.”3 „ich halte dem abwesenden unaufhörlich den diskurs seiner abwesenheit - eine ganz und gar unerhörte situation; der andere ist abwesend als bezugsperson, anwesend als angesprochener. aus dieser eigentümlichen verzerrung erwächst eine art unerträgliches präsens; ich bin zwischen zwei zeitformen eingekeilt, die der referenz und die der anrede: du bist fort (und darüber klage ich), du bist da (weil ich mich an dich wende). ich weiss also, was das präsens, diese schwierige zeitform, ist: ein unverfälschtes stück angst. - die abwesenheit dauert an, ich muss sie ertragen.”4

1 karl kraus: weib, phantasie [aphorismen] | 2 roland barthes: die sternenferne welt [fragmente einer sprache der liebe] | 3 erhart kästner: moderne kunst [aufstand der dinge] | 4 roland barthes: der abwesende [fragmente einer sprache der liebe]


was warten wolle

warten wolle wiederholen. im warten wirke der wille zur wiederholung. der wille, etwas zu wiederholen, sei der wille, etwas wieder zu holen. etwas, das schon einmal da gewesen sei. das wolle warten wieder einholen.

für das wiedereinholen maßgebend sei der wille des wartens. der wille dessen, das vorausgelaufen sei, zähle dabei wenig. der anfang sei, für sich genommen, willenlos. er hänge an einem band. am band dessen, das ihn sich zum anfang gemacht habe. warten ziehe an dem, worauf es warte. was sich entfernt habe, hole es so ein. warten hole ferne nah. auf der stelle hole es sie ein. was sich entfernt habe, das sei in ihm sofort wieder zur stelle.

deswegen sei ferne im warten auch keine wirkliche ferne. sie hänge an seinem band. daran halte es sie fest. das band sei unsichtbar. doch gebe sich deutlich zu sehen, wie es an ihr ziehe und wie sie es dann auch immer wieder loslasse.

denn warten wolle weiter warten. was zu ihm hin unterwegs sei, mache es jedoch vorläufig. und genau das werde ihm zum problem. sein wille sei nämlich, nicht aufzuhören. niemals. auf dauer wolle es sein. im warten sei die sucht nach unaufhörlicher ferne. eben danach sei es untentwegt auf der suche. auf etwas, das nicht fern sei, lasse sich schlecht warten.

wohl rechne warten damit, dass, worauf es warte, schon einmal zu früh komme. aber es warte darauf nicht. schließlich sei zu früh sein im warten selbst und nicht in dem, worauf es warte. warten müsse sein, bevor, worauf es warte, ankomme. das verstehe sich von selbst.

warten sehne sich nach der rechten zeit. warten jongliere zwischen den zeiten.

warten zwischen den zeiten, das sei gegenwart. und nichts sei gegenwart, wenn nicht warten. gegenwart sei sogar nur, so lange warten sei. wenn keines mehr sei, dann sei vergangenheit. doch sei auch sie ohne warten nicht gewesen. zukunft sei ohne warten überhaupt nicht zu haben. in gegenwart sei warten nicht nur zwischen einer zeit davor und einer zeit danach. gegenwart selbst warte zwischen verschiedenen gegenwarten.

darum liege es um alles herum. es sei die ebene, die hinführe, und es sei auch die ebene, die entgegenstehe. beides sei es zugleich. es stehe schon entgegen, während es noch hin führe. und das könne es auch nur, weil es liege. es liege aber nicht etwa, weil es träge sei. es liege, weil es auf der lauer liege.

je länger warten aber dauere, desto enger werde der raum um es. es sei, als ob der raum auf die zeit reagiere. er schnüre sich ein, wenn sie weniger werde. worauf auch immer warten warte, der raum kanalisiere es ihm und beschleunige sein kommen so.                                           

siehe hierzu auch

marc mer: boden.gegenstand.ferne | warten auf ein mädchen, das vom baum falle

                                                                                                                                                                 


für titel, text und zusammenstellung der zitate liegen

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